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Alpencross 2017- Tag 1

So, 30.07.17:

Oberstdorf-Freiburger Hütte: 51km / 1765 HM

 

Heute geht´s los!

Nachdem ich alles ins Auto verfrachtet habe und den 5-fach Check hinter mir habe, fährt meine Liebste los, wir müssen noch Marcus abholen, und dann gehts ca. 3,5h nach Oberstdorf unserem Startpunkt für den Alpencross 2017.

Endlich ist der Tag gekommen, die Stimmung ist schon irgendwie befremdlich, wie oft haben wir die Räder verladen, die Ausrüstung gecheckt, und sind dann Richtung Marathon oder zu einer Tour gestartet. Heute ist irgendwie anders... Wehmütig denken wir auch an Cuso, der wegen seines Schlüsselbeinbruchs zuhause bleiben muss. Allerliebst noch seine WhatsApp am Tag der Abreise, das gibt uns Power. Trotzdem bleibt das Gefühl: "Was kommt da auf uns zu..."

Auf Höhe Forstinning auf der A94 "reissts" Marcus auf gut Bayerisch gesagt... "Meine Radschuhe..." Ich sehe ihn ungläubig an... Mir wird ganz warm, er hat seine Schuhe daheim liegen lassen... Er ist ganz blass, ich sagte noch als wir losfuhren, es ist gut das wir früh starten, heute Abend sind Gewitter gemeldet, ich will vorher auf der Freiburger Hütte ankommen...

Naja hilft nichts, wir drehen um, Marcus kontaktiert seine Freundin, die Gottseidank noch zu Hause ist, und sich gleich auf dem Weg macht um uns auf der Hälfte der Strecke die Schuhe zu bringen. Ich scherze noch, Marcus versucht auf Biegen und Brechen dem Cross zu entgehen, um seine Laune wenigstens etwas zu heben, aber der ist natürlich erstmal bedrückt.

Ca. 1,5h später sind wir wieder auf Höhe Forstinning. Alles im Plan! Es ist noch Zeit. Nicht 16 Uhr für die Ankunft wie eigentlich geplant sondern eher 18 Uhr aber ok.

 

Oberstdorf. Ich schaue in die Berge die sich nun vor uns aufbauen. In sieben Tagen wollen wir auf der anderen Seite der Alpen sein. Und das mit unseren Rädern, das kann ich selbst noch nicht so fassen.

Alles bereit machen, Flaschen an die Bikes, Luftdruck nochmal geprüft, Rucksäcke umschnallen, das Abschiedsbild, Küsschen von der Frau.

Dann rollen wir los, auf unser bisher größtes Abenteuer und unseren Traum der in uns schlummerte seit das Biken für uns ernsthafte Züge annahm.

 

Die ersten Kilometer gehen locker von der Hand, eigentlich viel zu schnell arbeiten wir uns durch das Tal hinauf Richtung Schrofenpass. Schon ein bisschen Marathon Tempo , wir müssen uns zügeln...

Im einem Affenzahn werden wir von E-Bikes geschnupft. Erst bei der letzten Alm die wir rechts liegen lassen, weil sowieso alles voll mit E-Bikern ist, die ihre müden Akkus laden müssen, und sich selbst derweil die fette Käsesahne reindrücken. (Sorry, ist aber so...) 5m nach der Alm wird es stiller, Nur ein paar vereinzelte Wanderer und Gleichgesinnte sind nun noch anzutreffen. Links von uns baut sich die Felswand auf. Gigantisch da, an dieser Wand sollen wir hoch? "Da!" Zwischen den Bäumen mache ich an der Wand etwas silber glänzendes aus. Das muss die Leiter auf dem Schrofenpass sein! Sch*** die Wand an! (Sorry für die Wortwahl, aber unter Männern...). Immer enger wird das Tal als nur noch der Weg links hoch in die Wand oder rechts weiter führt. Gleich zum Einstieg in die Wand das legendäre Schild am Schrofenpass:

 

"Joram lieber Radlersmann kommst du an diesem Schrofen an trag dein Rad links, dann gelingt´s, trägsts du aber rechts dann den Hals dir brechst."

 

Hmm... okay, überredet...

Nach einer wunderschönen Kletterpartie, kommen wir auch an die sagenumwogene Alu Leiter am Schrofenpass, die eigentlich weniger spektakulär war als angenommen, hatte ja ein Geländer... und war breit... Da waren ein paar andere Stellen etwas verzwickter.

Oben angekommen, stolz das erste Highlight hinter uns zu haben, machen wir unsere 1. richtige Pause. Es ist gegen Mittag.

Dann erster Downhill ins Tal, nach Warth in Vorarlberg. Wasservorräte am Dorfbrunnen aufgefüllt, 2 Lambos und ein paar Bentleys hinterhergeguckt, gewundert wo wir da hingekommen sind, gehts weiter, zuerst auf der Landstraße und dann hoch zur Roten Wand.

Das Wetter verschlechtert sich, rechts von uns, hinter dem Lechquellengebirge zieht es schwarz auf. Marcus wir müssen bisschen mehr drücken, sonst erwischt es uns. Marcus der wie auch ich erste Anzeichen von Erschöpfung aufzeigt, nickt nur.

3min später, stehen wir. Marcus sieht sich seinen Hinterbau an, ich sehe in die Wolken, und schätze: " 15min...max..."

"Mein Hinterbau löst sich..." ertönt die Hiobsbotschaft. Tool gezückt und die Schraube der Schwinge die sich gelöst hat, schnell festgeschraubt. Gottseidank war die Schraube noch drin! Das wäre das 2. Aus des Alpencross, nach dem Schuh Dilemma heute morgen. Gut weiter gehts! Da! Der See, und links oben die Freiburger Hütte. Rechts die Rotwand und über ihr, ...der Weltuntergang! Tiefschwarz, mit Blitz und Donner garniert hängt eine dicke Gewitterfront an der Rotwand fest, und baut sich immer weiter auf, um ihr letztes Hinderhins zu überwinden.  "Wir müssen da noch um den See rum, dann sind wir da!" ruf ich ihm noch zu. Aber Marcus macht langsam schlapp. Zu schnell, mit zu wenig Pausen sind wir heute gefahren. Ein Hungerast bahnt sich an. Ich komme noch nen Tick besser zurecht, vor allem weil ich einen Heidenrespekt vor dem habe was da über den Berg gleich darüber schwappt. Marcus drückt sich ein Gel, um die letzten Meter zu bezwingen. Dann geht´s weiter, der Regen setzt nun ein.

Oben angekommen, haste ich hinein, und mache das Zimmer klar, wir verstauen die Räder, und da bricht auch schon die Hölle los! Durch die tolle Aussicht rundherum kann man das ganze Ausmaß dieses gewaltigen Gewitters sehr gut erkennen. Wie die Blitze in die benachbarten Gebirgsgipfel einschlagen und dies mit lautem Donnergrollen kundtun.

Nach einem guten Abendessen und netten Gesprächen mit unseren Zimmergenossen, die einen "Spontan AlpenX" fahren, begeben wir uns langsam zur Ruh. Das war der "leichte" Tag....


Rote Wand mit Formarinsee-Freiburger Hütte #crossthealps2017 #goandyman17 #freiburgerhütte

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