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Alpencross 2017- Tag 7

05.08.2017

Dimaro-Madonna-Bärenpass-Stenico-Passo Ballino-Riva del Garda

79km- 2000 HM

 

Heute Nachmittag... RIVA!

 

Nachdem frisch in der Bialetti Kanne aufgebrühtem Kaffee und dem reichhaltigen Frühstück gehts an die letzten 3 Berge dieses Alpencross.

Wir sind guter Dinge, heute Abend sind wir im Hotel in Riva und können die Seele baumeln lassen.

Die Tour verläuft eigentlich ohne besondere Vorkommnisse, wir durchqueren Madonna und ehrlich gesagt haben wir heute den Turbogang eingelegt. Wir achten nicht mehr so sehr auf die Landschaft, das "Endlich ankommen" Gefühl ist doch da... Ausserdem sind wir jetzt doch wieder zunehmends in der Zivilisation unterwegs, viel auf Radwegen, oder auch auf der Straße, da kann man nicht so abschalten und die Landschaft genießen wie z.B. an Tag 2 zur Heilbronner Hütte. Unser Weg nach Riva gleicht einem Trichter immer mehr Biker die von überall nördlich der Alpen gestartet sind kreuzen unsere Wege, alle mit dem Ziel: Gardasee. Seit dem Vinschgau beobachten wir das.

Wir treffen auch eine Gruppe wieder die wir an Tag 3, oberhalb der Heidelberger Hütte am Fimbapass getroffen haben wieder.

Von Madonna aus geht es den zweiten Uphill hoch zum Bärenpass. Meines Wissens nach das letzte Gebiet Mittel-Europas wo noch freie Bären unterwegs sind. Gesehen haben wir natürlich keinen...

Wir machen etwas Rast und essen unsere in Dimaro gekaufte Verpflegung, nachdem wir ein längeres steiles Schiebestück hinter uns gelassen haben und dann gleich der Downhill nach Stenico folgt. Hier ist es wieder sehr idyllisch und still.

Der Downhill ist schnell, nicht anspruchsvoll, alles auf breiten Wegen.

In Stenico holen wir uns in einem kleinen Tabakladen der eine bessere Kaffeemaschine hat, als sämtliche Cafés bei uns besitzen ein kleines Eis, füllen am dortigen Brunnen unsere Wasservorräte ein letztes mal auf und dann begeben wir uns auf die letzten Höhenmeter dieser Reise.

Doch schon kurz nach Stenico, wir fahren nun auf Straßen, geht es mir schlechter. Immer wieder vor uns, unsere alten Bekannten vom Fimbapass. Und da lag der Fehler, wir konnten unsere Renngene nicht so sehr zurückhalten, das wir es scheinbar nicht doch versuchten die Gruppe einzuholen...

Ich bin nahe dem Hungerast, wir fahren heute viel zu intensiv. Der Gedanke des Ankommens, das Einholen der Gruppe, und der Strassenverkehr lassen uns das so nötige locker fahren vergessen.

Ich muss halten, ein Notfallriegel essen. Dann gehts lockerer weiter. Ich hänge mich in Marcus Windschatten und wir fahren hoch zum Passo Ballino, dann am Lago di Tenno  vorbei. Wir wissen, jeden Moment muss der See um die Ecke kommen. Unbewusst werden wir wieder schneller.

Und dann endlich! An der Straße, ein kleiner Park mit Aussicht auf die Nordseite des Gardasee´s! Ich rolle in die Wiese springe vom Bike und atme tief durch, genieße dieses Anblick.

Zu meinem Bedauern, und das werde ich ihm nieeee (!!) verzeihen schnauzt mich Marcus von hinten noch an: "Jetz kim i mecht okema!" auf gut Bayerisch...

Ich kann ihn ja verstehen, nach 7 Tagen Schinderei, aber in diesem "historischem" Moment...

 

Nunja wir brausen also die Teerserpentinen hinter den Autokolonnen ins Tal, gen Riva. Am Ortseingang unsere Freunde vom Fimbapass, und dann... "FEUER FREI!" Marcus zieht an, ich nach. Unsere Kontrahenten geben ebenfalls Gas...

So machen wir den Schlusssprint Richtung Ufer... Sooo bescheuert! Aber schön!

 

Am Ufer angekommen, sind Marcus und ich den Tränen nahe, nun ja eine oder zwei (aber nicht mehr!) sind wohl im Boden versickert... Wir sehen uns am Geländer stehend eine lange Zeit einfach nur den See an, und lassen diese verrückten 7 Tage Revue passieren.

Dann irgendwann suchen wir unser Hotel auf, machen uns frisch, damit das große Fressen beginnen kann!

 

So war es dann auch, am ersten Abend waren wir in einer Pizzeria, mit etlichen Colas...

Da wir noch einen Zusatztag gebucht hatten, hatten wir auch noch jede Menge Zeit am Sonntag uns die verbrauchten Kohlenhydrate zurück zu holen, bis der Bus uns holt.

Was sich als sehr befremdlich rausstellte...

Wir wussten nichts mit uns anzufangen, gingen von einem Café ins nächste, und Aperol für Aperol, Eis für Eis wurde es uns langweiliger... Und die Zeit wollte nicht vergehen...

Wenn man eine Woche diesen strikten Plan hat und zwar: Fahren, dann ist diese Bewegungslosigkeit auf einmal bizzar.

 

Auf jeden Fall, war der Rücktransfer sehr angenehm, der Shuttle Service exzellent. Am Münchner Hauptbahnhof haben uns dann unsere Liebsten abgeholt. Ich konnte meine Frau und meinen Sohn in den Arm nehmen, und somit war dieses Abenteuer zu Ende.

 

Als Fazit des Ganzen blieb mir bis Heute im Gedächtnis:

Nichts ist so wichtig, wie das Leben selbst.

Wir haben keine Minute zu wenig trainiert.

Cuso du hast auf diesem Abenteuer gefehlt!

Man sollte sich Zeit nehmen und die Natur auch wahrnehmen in all seinen Facetten.

Man kann trotz vieler Hindernisse und Pannen, alles schaffen.

 

 

Und somit auch mein Motto, das ich mir von Henri Lesewitz von der "BIKE" geklaut habe, das aber sowas von stimmt:

 

"KREPIEREN UM ZU LEBEN"


Nachtrag, September 2019:

 

Meine Freunde, Cuso und Marcus planen den AX 2021...

Also mal sehen was passiert. Ich bin dabei!

 

...to be continued...

 

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